"Gutes Beispiel für schlechtes Timing".

16.11.2024

(LiVa, 15.11.2024)  In ihrem «Sapperlot» vom 16. November 2024 kritisiert Daniela Fritz die Anhebung der AHV-Renten um 2.9 %. Ihrer Ansicht nach befeuert dieses Vorgehen «die Neiddebatte zwischen Jung und Alt unnötig».

(dwb) Ich möchte Frau Daniela Fritz gerne auf folgende Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft hinweisen:

Fast 20 Millionen Babyboomer gehen bis 2036 in Rente. Wohlstandsverluste und Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt könnten laut dem Institut der deutschen Wirtschaft die Folgen sein: Bis 2036 gehen dem Arbeitsmarkt altersbedingt fast 19,5 Millionen Arbeitskräfte verloren.

Wissen Sie, Frau Fritz: Eine Neiddebatte muss es bei Gott nicht geben. Die heutigen AHV-Rentner haben jede(r) von ihnen rund 90.000 Stunden ihres Lebens für die Gemeinschaft mitgearbeitet. Sie haben dabei volle Sozialbeiträge gezahlt, in ganz Europa geht das schwer in die Billionen. Nicht zu vergessen das Heer an Müttern, die uneigennützig – und für den Staat weitgehend gratis - die heutigen Jungen gross gezogen haben.

Wir beknien die Rentner, doch noch länger arbeiten zu gehen, während (ein Teil) der jungen Bevölkerung ihre Zeit im Teilzeitjob in der «work life balance» verbringt oder rund um die Welt jettet. Die heutigen Alten, das sind jene Jungen, die 50 Jahre buckeln hinter sich haben.

Eine Neiddebatte muss es keine geben. Die heutigen Rentner bekommen ihre Rente nicht deshalb, weil sie eine schöne Brille auf der Nase haben. Sondern weil sie den Grossteil ihres Lebens gearbeitet – und in die Sozialwerke eingezahlt haben. Eine Rente, von der man leben kann, das darf man von der AHV sowieso nicht erwarten. CHF 2380.-- Maximal(!)Rente, da dürfen Sie ohne weitere Absicherung direkt zum Sozialamt. Damit kommen sie – nach einem 45 dauernden Arbeitsleben – vielleicht noch in Nicaragua über die Runden. Dazu kommt, dass der Rabenanteil der Rente von der privaten Pensionskasse kommt. Und auch dort dürfen Sie mindestens 500.000 Franken an Kapital eingezahlt haben (lieber deutlich mehr), damit sie so knapp auf 2000 Franken im Monat kommen (Zinsen gibts ja kaum mehr).

Mit dreissig Jahren war ich überzeugt, durchaus auch über die Rente hinaus arbeiten zu können. Mit 40 war ich da schon nicht mehr ganz so sicher, mit 50 habe ich begonnen, mich mit «Seminaren 50Plus» auf die finanzielle Sicherheit im Alter vorzubereiten. Und schliesslich, mit 60, die Rente in greifbarer Nähe, war ich froh, dass die 45 Jahre so langsam dem Ende zugehen.

Jeder, der diese Lebensleistung vollzogen hat, darf gerne über die Rentenerhöhung mitreden.

Wie sagte meine verstorbene Grossmutter gern: "Lifera. Ned lafera".


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